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1. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 268

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
26 8 Siebenter Abschnitt. Hunderts unwürdig, und einige derselben den tapsen sten Völkern der Verwelk gleich; mehr als eine ein- zeln fähig, durchs Schwerst einem Welttheil Ge- setze zu geben. Z. Der Ueberfatl bei Hochkirch^ / Von Demselben. Es mx am ,Zten Oktober 1753 in der Nackt, als alle Colonnen der Oesierreichifchen Armee ihr Zager verließen, um die Preußen zu überfallen. Der General Odonel führte die Avantgarde, die aus vier Bataillons und sechs und dreißig Schwadrons be- stand; ihm folgte der General Sinere mit sechszehn Bataillons, und der General Forgatsch mit achtzehn Bataillons. Das Corps des General Laudon, das dem Preußischen Lager fast im Rücken stand, wurde noch mit vier Bataillons und fünfzehn Schwadrons verstärkt, wozu hernack noch die ganze Oesterreichi- sche Kavallerie des linken Flügels stieß. Die In- fanterie dieses Flügels führte der Feldmarschall Daun selbst an. Alle diese Truppen und noch ei- nige kleine Corps waren bestimmt, die Preußen auf dem rechten Flügel ln der Fronte und im Rücken anzufallen; dagegen sollte der Herzog von Arembsrg mit drei und zwanzig Vataillo en und zwei und dreißig Schwadronen den Preußischen linken Flü- gel beobachten, und erst, wenn die Niederlage der Feinde an allen andern Orten vollendet wäre, den- selben angreifen. Es befanden sich bei dem Vortrab freiwillige Grenadiers, die hinter den Cürassieren aufsaßen, vor dem Preußischen Lager aber von den Pferden sprangen, sich in Haufen formirten, und so vorwärts drangen. Die Zelter blieben im Oe- sterreichrschen Lager stehen, und die gewöhnlichen Wachtfeuer wurden sorgfältig unterhalten. Eins Menge Arbeiter mußten die gw# Nacht durch Paus

2. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 135

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
155 Brie fe. . ich etwas melden. Am ,4ten Juli mit Anbruche des Tages fing die Kanonade und das Einwerfen der Haubitzgranaten auf die schrecklichste Art an. Früh nm acht Uhr kam eine solche Granate, in mein Zim- zner, (sie mochte mehr als dreißig Pfund wiegen) zerschmetterte die Stube meines Bedienten, und zündete. Wir löschten den Brand, und machten alle mögliche Anstalten. Weil es aber Granaten und zwölfpfündige Kugeln auf mein Haus und die be- nachbarte Gegend regnete, welches die Absicht ha- den mochte, das zwanzig Schritte von meiner Woh- nung befindliche Pulvermagazin in die Luft zu spren- gen; so packte ich meine Sachen, so viel es ohne Gefahr, erschossen zu werden, anging, zusammen, schaffte sie theils in den Keller, theils in ein Ge- wölbe, und flüchtete Abends um acht Uhr nach der Neustadt zu D.. . Aber auch hier fing am igten die Angst an, und in kurzer Zeit fuhren einige zwölf- pfündige Kugeln, ins Haus, nahe bei mir vorbei. In dieser Lebensgefahr brachten wir bis Sonn- abends zu , wo die Daunische Armee die Seite von der Neustadt befreite, welches die größte Gnade war, die uns Gott in der Beängstigung erzeigen konnte. Denn eben diesen Tag , besonders um zwölf Uhr Mittags, ging das unglücklich? Bombardement der Residenz an. Mehr als hundert Bomben fielen in einer Zeit von drei Stunden auf die Kreuzgasse und Kirche; um zwei Uhr brannte mein Haus, und um vier Uhr wußte ich mein Schicksal. Die Bom- den hatten das Gewölbe, wohin wir alle unsre Sachen geschafft hatten, zerschmettert, und alles verbrannt; der Keller aber war von den Soldaten, die löschen sollten, rein ausgeplündert worden. Mein Bedienter, der treuste Mensch von der Welt, hatte sich so lange im Hanse aufgehalten, bis es anfing einzustürzen, und hatte ein Dutzend solcher Schurken hinaugeprügelt; endlich aber ward er übermannt, und flüchtete zu mir nach Neustadt. Vor Vergnügen, den ehrlichen Kerl, den ich schon für erschossen oder verbrannt hielt, wieder zu sehen, fühlte ich den Schmerz nur halb, den mir die Nach-

3. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 269

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
26g Historische Darstellung rue zu einem Verhau fallen/ wobei sie sangen, und einander zuriefen. Durch dies Getöse wollten sie die Preußischen Vorposten hindern, den Marsch der Truppen wahrzunehmen. Die wachsamen Preußi- schen Husaren aber entdeckten doch die Bewegung des Feindes, und gaben dem Könige sogleich Nach- richt davon. Anfangs bezweifelte er die Bewegung selbst; da aber die wiederholten Berichte solche be- stätigten, so vermuthete er jede andre Ursache der- selben , nur keinen förmlichen Angriff. Seidlitz und Ziethen befanden sich eben beim Könige, und er- schöpften ihre Beredsamkeit, seine Zweifel in diesen bedenklichen Augenblicken zu bekämpfen; sie brach- ten es auch dahin, daß Befehle an einige Brigaden geschickt wurden, aufzustehn, wobei mehrere Regi- menter Kavallerie ihre Pferde satteln mußten. Die- ser Befehl aber wurde gegen Morgen wieder auf- gehoben, und der jetzt ganz unbesorgte Soldat über- ließ sich dem Schlaf ohne alles Bedenken. — Der Lag war noch nicht angebrochen, und es schlug im Dorfe Hochktrch fünf Uhr, als der Feind vor dem Lager erschien. Cs kamen ganze Haufen auser- wahlter Soldaten bei den Preußischen Vorposten an, und meldeten sich als Ueberläufer. Ihre An- zahl wuchs so schnell und so stark, daß sie bald Vor- posten und Feldwachen überwältigen konnten. Die Oesterrcrchische Armee, in verschiedene Corps ge- theilt, folgte der Avantgarde ans dein Fuß nach, und nun rückten sie Colonnenweise von allen Seiten ins Preußische Lager ein. Viele Regimenter der königlichen Armee wurden erst durch ihre eignen Kanonenkugeln vom Schlaf aufgeschreckt; denn die anruckenden Feinde, die größtenteils ihr Geschütz .zurückgelassen hatten, fanden ans den schnell erober- ten Feldwachen und Batterien Kanonen und Mu- nition, und mit diesen, feuerten sie ins Lager der Preußen. Nie befand sich ein Heer braver Trup- pen in einer schrecklicheren Lage , als die unter dem Schutze Friedrichs sorglos schlaftnden Preußen, die nun auf einmal im Innersten ihres Lagers von ei- nem mächtigen Feinde angegriffen^ und durch Feuer

4. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 426

1860 - Stuttgart : Hallberger
426 Arm; bestürzt flohen ste aus Frankreich. Aber die Verbündeten rückten rasch heran. Bet Waterloo in Belgien kam es zur Hauptschlacht, am 18. Juni 1815. Wellington und der tapfere B lüch er erfochten hier den voll- ständigsten Sieg; das französische Heer ward vernichtet. Napoleon floh nach Paris und dankte hier zu Gunsten seines Sohnes zum zweitenmal ab; er selbst begab sich an Bord eines englischen Kriegsschiffs, um sich nach Amerika überschiffen zu laffen. Aber nicht sein Sohn, sondern die Bourbonen wur- den wieder auf den Thron gesetzt; und er selbst wurde in das ferne at- lantische Weltmeer, auf das Felseneiland Sa nct Helena, verbannt. Man hat von Napoleon noch Schularbeiten aus seiner Knabenzcit auf- gefunden. Ein Auszug, den er aus einem Geographiebuch gemacht hatte, schließt mit den Worten: „Sanct Helena, kleine Insel." Und siehe, auf dieser „kleinen Insel" sollte der „große Napoleon" das Buch seines thaten- reichen Lebens beschließen. Sechs Jahre verlebte er hier, getrennt von seiner Familie, nur von wenigen Treuen begleitet, in dem traurigen Bestreben, die Größe und Reinheit seiner Gesinnungen und Thaten zu beweisen, eine ausge- brauchte Ruthe, damit der Herr aller Herren die Völker gezüchtigt hat. 197. Wie ein österreichischer Däner den Franzosen ^»en Weg nicht zeigt. Ein Bauer sollte beim ersten Astdringen der Franzosen auf Wien (1809) der Führer einer Truppenabtheilung werhsu, mit der man einen wichtigen Plan durch einen Nachtmarsch auszuführen gehachte; der Bauer aber weigerte sich. Heftig drang der den Vortrab dieses Aiiges befehligende französische Offizier in ihn; der Bauer blieb ruhig bet seiner Weigerung. Der Offizier fing nun an, ihn mit Ver- sprechungen zu bestürme^/und lwt Ihm endlich seine reich gefüllte Börse mit Gold an; aber Alles vergehend. Azoischen langte der Zug selbst an, und der diesen führende General wa/ sehr/Mtaunt und erzürnt, den Vortrab noch anzutreffen. Der Offizier erzählte, dm" der einzige des Weges kundige Mann sich weigere, ihr Wegweiser zu "sein, obmich er Alles aufgeboten habe, ihn dazu zu bewegen. Der Bauer ward Hieraus-vorgeführt. „Entweder", rief der General ihm-zu, „du zeigst uns den rechten Weg, oder ich lasse dich tvdtschießen". — „Ganz gut", erwiederte der Bauer, „so sterbe ich als rechtschaffener Unterthan, und brauche nicht Landes- verräther zu werden". — Der General bot ihm erstaunt die Hand und sprach: „Geh heim, wackerer Mann; wir wollen uns schon ohne Führer behelfen." 198. Unglück der Stadt Leiden. Diese Stadt heisst schon seit undenklichen Zeiten Leiden und hat noch nie gewusst, warum, bis am 12. Jänner des Jahrs 1807. Sie liegt am Rhein in dein Königreich Holland,

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 443

1860 - Stuttgart : Hallberger
443 Napoleon hatte am 17. früh das Schlachtfeld von Ligny berit- ten und wandte sich dann mit seiner Hauptstärke links, um nun auch die Engländer heftig anzugreifen. Es hatte die Nacht geregnet, und regnete immer fort; der Bo- den war völlig durchweicht, die schwarze Erde löste sich in zähe Flüs- sigkeit auf, und mit unsäglichen Beschwerden kam das Heer auf der schlammigen Straße und in den alsbald unter den Hufen der Pferde grundlos gewordenen Getreidefeldern nur langsam fort. Erst am Abend gelangte der französische Vortrab an die englische Stellung von Mont St. Jean, die sogleich, aber vergeblich angegriffen wurde. Die Nacht brach herein und machte dem Gefecht ein Ende. Furcht- bare Regengüsse strömten diese Nacht vom Himmel; die Truppen lit- ten unbeschreiblich, die Tritte versanken in Koth, Geschütz und Wagen schienen kaum fortzubringen. Am folgenden Morgen, den 18. Juni, waren die Franzosen sehr überrascht, den Feind, welchen sie unter Begünstigung der Nacht über Brüffel hinaus abgezogen glaubten, unverrückt in derselben Stellung wie am vorigen Abend vor sich zu finden. Jedes der zwei Heere, die hier einander gegenüber standen, be- stand aus 70,000 Mann. Napoleon ordnete sein Heer auf der An- höhe von Bellealliance zum Angriff. Aber nur mühselig und lang- sam trafen auf durchweichtem Wege und Feld die Truppen ein; ein- zelne Regenschauer fielen noch von Zeit zu Zeit, der Boden er- schwerte jeden Fortschritt. Erst um Mittag konnte Napoleon den Be- fehl geben, vorzurücken. Das Feuer aus dem Geschütz, aus dem Kleingewehr, die Angriffe mit blanker Waffe wechselten mit immer neuer Wuth; die Reiterei wogte in stürmischen Angriffen hin und wieder, und zerstörte sich gegenseitig in furchtbarem Gemetzel, ohne irgend einen wesentlichen Erfolg. Dieser Kampf dauerte mehrere Stunden; die Franzosen fochten mit andringender Wuth, die Eng- länder und ihre Verbündeten mit ausdauernder Standhaftigkeit. Wel- lington, sein Heer mehrmals in Gefahr sehend, durchbrochen zu wer- den, eilte persönlich in das stärkste Feuer, zeigte sich den Truppen und strengte alle Kräfte an, sich gegen die Uebermacht zu behaupten, bis Blücher mit den Preußen herankäme und dem Kampf eine ent- * scheidende Wendung gäbe. Er wußte, daß Blücher kommen würde, er wußte ihn im Anzug, die Vortruppen desselben schon in der Nähe, doch wurde dessen wirkliches Eintreffen auch schon mit jedem Augenblick nöthiger. Napoleon entwickelte unaufhörlich neue Streit-

6. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 444

1860 - Stuttgart : Hallberger
444 fräste, sein Geschütz wirkte verheerend, seine Truppen rückten ent- brannt zu neuen Angriffen vor; die Kräfte Wellingtons erschöpften sich. Es war hohe Zeit, daß Blücher auf dem Kampfplatz erscheine, doch zeigte sich von ihm noch keine Spur, und die Lage der Dinge wurde jeden Augenblick bedenklicher. Blücher war, seinem Versprechen gemäß, am 18. Juni früh Morgens von Wavre in zwei Heerzügen aufgebrochen; er hatte fceit 17. an den Folgen seines Sturzes im Bette zubringen müssen, und am 18. in der Frühe, als er unmittelbar aus dem Bette wieder aufs Pferd sollte, um mit seinen Truppen zur neuen Schlacht aus- zurücken, war man für den übelzugerichteten Greis nicht ohne Sor- gen; der Wundarzt wollte ihn noch zu guter Letzt einreiben; Blücher aber, als er die Anstalten sah, versetzte: „Ach was, noch erst schmie- ren! Laßts nur sein! Ob ich heute balsamirt oder unbalsamirt in dle andere Welt gehe, das wird wohl auf eins herauskommen!" er- hub sich, ließ sich ankleiden und setzte sich wohlgemnth zu Pferde, obgleich ihn bei jeder Bewegung die gequetschten Glieder schmerzten. Als er sah, wie stark es geregnet hatte, und daß es noch immer fort regnen würde, sagte er: „Das sind unsere Verbündeten von der Katz- bach*), da sparen wir dem König wieder viel Pulver." Blücher be- gab sich an die Spitze des Heertheils voll Bülow, der voranzog und zuerst an den Feind kommen mußte. Er that Alles, um den Marsch zu beschleunigen; allein schon gleich anfangs wurde derselbe durch ein zufälliges Hinderniß unerwartet aufgehalten: in Wavre entstand eine Feuersbrunst, welche die Hauptstraße sperrte und die Truppen zu Um- wegen nöthigte, wodurch ein beträchtlicher Zeitverlust entstand. Wei- terhin wurde es noch schlimmer; der unaufhörliche Regen hatte den Boden ganz durchweicht, die Bäche geschwellt, jede kleinste Vertiefung mit Wasser gefüllt. Die schmalen Wege durch Wald und Gebüsch nöthigten zu häufigem Abbrechen der Glieder. Das Fußvolk und die Reiterei kamen mit Mühe fort; das Geschütz machte unsägliche Be- schwer; der Zug rückte zwar immer vor, aber mit solcher Langsamkeit, daß zu befürchten war, er werde zur Schlacht viel zu spät eintreffen und weit über den Zeitpunkt hinaus, in welchem er für Wellington noch die versprochene Hülfe sein könne. Offiziere kamen und brachten Nachricht von dem Gang der Schlacht, von Napoleons übermächtigem *) An Der Katzbach in Schlesien hatte Blücher die Franzosen am 26. August 1813 unter schreeklichem Regeuwelter ael'chlagcn.

7. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 446

1860 - Stuttgart : Hallberger
446 Linie überall zum neuen Angriff übergeht. Doch Wellington stellt der vordringenden Garde sechs englische Bataillone, in zwei Gliedern aufmarschirt, entgegen, deren mörderisches Gewehrfeuer ganze Reihen des dichtgeschaarten Feindes niederstreckt; zugleich richtet alles Geschütz seine Wirkung gegen die Masse; von allen Seiten wenden sich die Truppen zu diesem Kampfe, dem blutigsten des Tages. Ganze Schaaren werden vernichtet; die große Menge der Verwundeten, welche dem Gefecht entweichen, gibt auf beiden Seiten den Anschein einer Flucht. Die französische Garde, trotz ihres ungeheuren Ver- lustes, rückt immer vor, ihrem gewaltigen Ungestüm scheint Nichts widerstehen zu können. Die Engländer weichen auf mehreren Punkten; ihr Geschütz stellt das Feuer ein. In diesem Drange rückt der preu- ßische General Ziethen hervor, läßt vier und zwanzig Stücke Geschütz in den Feind schmettern und führt seinen Hauptangriff im Sturm- schritt, unter dem Wirbel aller Trommeln, die Höhe von Bellealliance zur Richtung nehmend, unaufhaltsam vorwärts. Die Bewegung ist entscheidend, der Feind beginnt zu weichen. Schon aber hat gleich- zeitig auch Wellington die Truppen seines weniger bedrängten rechten Flügels nach der Mitte gezogen, seine Reiterei zusammengebracht, und geht nun selbst wieder mit allen Kräften zum entschlossensten Angriff über. Er befiehlt seiner ganzen Schlachtordnung ein allgemeines Vorrücken. Die französische Garde, dem allseitigen Sturm erliegend, geräth in Unordnung und flieht; vier Bataillone, die am meisten vorgerückt sind, ziehen sich, in Vierecken geschlossen, nach Bellealliance zurück. Sie kommen aber hier in das Geschützfeuer Bülows, sie werden von der Reiterei umzingelt, die meisten fallen, einige entkom- men, gefangen werden nur wenige. Jetzt kommt auch der zweite preußische Heertheil, unter Pirch, zur Schlacht, und um halb acht Uhr erneuert sich der Kampf. Noch leistet der Feind verzweifelte Gegenwehr, alle drei preußische Heertheile sind im heißesten Gefecht, aber die Schlacht ist schon gewonnen, der Feind überall im Rück- zug, er kämpft nur noch für seine Rettung. Endlich um neun Uhr erobern Pirch und Bülow vereint das Dorf Planchenoit, und das Verderben 'des französischen Heeres ist entschieden. Der Rückzug artet in wilde Flucht aus, die Nacht nimmt die Flüchtigen auf. Es war schon völlig dunkel, als Blücher und Wellington auf der Höhe von Bellealliance zusammentrafen und sich gegenseitig als Sieger be- grüßten. Diese Höhe führte den Namen von der Verbindung zweier schönen Brautleute, welche sich hier niedergelassen; Blücher, der sieg-

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 440

1860 - Stuttgart : Hallberger
440 Leipzig gerückt. Hier wurde er nun von allen Seiten bestürmt. Klug und tapfer wehrte er stch, dieser Ruhm muß ihm bleiben. Von einer Anhöhe herab, bei einer zerschossenen Windmühle, leitete er die Schlacht; ihm gegenüber hielten auf einem Hügel bei einer Ziegelscheune die Mo- narchen Friedrich Wilhelm, König von Preußen, Kaiser Franz von Oesterreich und Kaiser Alerander von Rußland. Unter ihren Augen führten die braven Krieger das große Werk aus. Ein Dorf nach dem andern wurde den Franzosen genommen; immer schlimmer erging es ihnen. Und siehe, noch war es nicht Abend, da sprengte der Feldherr Schwarzen- berg den Hügel heran zu den drei Herrschern und meldete: „Wir haben gesiegt, der Feind zieht fort." Die frommen Fürsten aber steigen von den Rossen, beugen ihre Kniee vor dem Allmächtigen, welcher die Welt regiert, und mit seiner Gnade ist bei denen, die auf ihn trauen, heben ihre Hände zum Himmel empor und beten im Staub den König der Könige an. Alle, die bei ihnen sind, thun ein Gleiches. Der kleine Hügel, wo dies geschah, heißt bis auf den heutigen Tag der Drei- monarchenhügel. Die Abtheilung von Württembergern, welche am 18. Oktober auf dem Schlachtselde stand und unter General Normann mitkämpfte, war, als der Sieg noch schwankte, zu den Verbündeten übergetreten, so wie der größte Theil der sächsischen Truppen bereits gethan hatte. Als die dunkle Nacht schon das große Vlutfeld bedeckte, befand stch Napoleon noch auf dem Hügel bei seiner Windmühle, wo er stch ein Wachfeuer hatte anzünden lassen. Er hatte seinem ersten Gehülfen, Ber- thier, die Anordnung des Rückzugs mitgetheilt, und dieser diktirte sie an einem Seitenrvachfeuer einigen Adjutanten. Ringsum herrschte tiefe Stille. Man hatte dem von harter Anstrengung der letzten Tage, und noch mehr von den heftigsten Bewegungen des Gemüths erschöpften Herrscher einen hölzernen Schemel gebracht, auf welchem er in Schlummer sank. Hoffnung, Furcht, Zorn, Unmuth, Zähneknirschen —• was mochte alles in diesen Tagen das heftige Gemüth erschüttert haben! Jetzt saß er, wie ein Augenzeuge ihn gesehen, nachläffig auf seinem Schemel zusammen- gesunken, die Hände schlaff im Schooße ruhend, die Augen geschlossen, unter dem dunkeln Zelt des Himmels, mitten aus dein Leichenfeld, das er geschaffen hatte, und welches durch die brennenden Dörfer und un- zähligen Wachfeuer wie mit verzehrenden Flammen besäet war. Die An- führer standen düster und verstummt um das Feuer, und die zurück- ziehenden Haufen rauschten in einiger Entfernung am Fuß des Hügels vorüber. Nach einer Viertelstunde erwachte Napoleon und warf einen

9. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 445

1860 - Stuttgart : Hallberger
445 Andränge, und wie sehr die Ankunft der Preußen ersehnt werde. Blücher, m heftigen Sorgen, sein gegebenes Wort nicht zu lösen, rief sein: „Vorwärts, Kinder, vorwärts!" anfeuernd in die Reihen der Truppen, überall fördernd flogen seine Blicke und Worte umher; wo ein Hinderniß entstand, wo eine Stockung sich zeigte, war er so- gleich gegenwärtig; doch alle Anstrengung gab noch immer geringe Aussicht, zu rechter Zeit anzulangen. Neuerdings trieb er zu ver- doppelter Eile an; die Truppen erlagen fast den Mühseligkeiten; aus dem Gemurmel der im Schlamm und durch Pfützen sich Fortarbeiten- den klang es hervor, es gehe nicht, es sei unmöglich. Da redete Blücher mit tiefster Bewegung und Kraft feine Krieger an: „Kinder, wir müssen vorwärts! Es heißt wohl, es geht nicht, aber es muß gehen; ich hab es ja meinem Bruder Wellington versprochen. Ich habe es versprochen! Hort ihr wohl? Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll?" Und so ging es denn mit allen Waffen unaufhaltsam vorwärts. Es war angenommen, die Preußen würden um zwei llhr Nach- mittags zur Schlacht kommen. Aber erst nach vier Uhr war endlich der schwierige Weg zurückgelegt, und nur zwei Geschwader und die Reiterei von Bülow halten jenseits ihre verdeckte Aufstellung erreicht, und erwarteten das Herankommen der übrigen. Blücher gab nun durch frühzeitiges Geschützfeuer dem Heere Wellingtons das Zeichen seiner ersehnten Ankunft. Dieser Kanonendonner erweckte den Eng- ländern frohe Zuversicht, den Franzosen Staunen und Bestürzung. Jetzt schickte Napoleon den sechsten Heertheil, den er bisher noch aus dem Gefechte zurückgehalten, dem Angriffe der Preußen entgegen, und es entstand ein heftiger Kampf, in welchem die beiden Geschwader anfangs gegen die Uebermacht einen harten Stand hatten. Blücher indeß sandte allen Truppenteilen, deren Herankommen er auf alle Weise rastlos beeilte, den Befehl, ihre Richtung geradezu auf die Höhe von Bellealliance zu nehmen, deren Gebäude über die ganze Gegend sichtbar emporragten. Napoleon jedoch wankte noch immer nicht; er sah die Truppen Blüchers immer furchtbarer auftreten, allein sein hartnäckiger Eifer verzichtete noch nicht auf den Sieg. Ein letzter verzweifelter Schlag soll ihn entscheiden: er läßt die alte Garde, den Kern seiner Truppen, zwölf Bataillone, zur Durchbrechung der Schlachtordnung Wellingtons auf deren Seite im Sturm vorrücken, zusammengedrängt, das Gewehr im Arm, ohne Schuß, unter Anfüh- rung des Marschalls Ney, während zugleich die ganze französische

10. Lesebuch für Volksschulen - S. 328

1855 - Duisburg : Ewich
328 hört man nicht mehr die einzelnen Schüsse, ein unauf- hörliches Rollen erschüttert die Luft und macht die Feste der mit Rauchwolken bedeckten Erde erbebend; im wei- ten Umkreise klirren die Fenster und die ältesten Solda- 5. ten erinnern 'sich solchen furchtbaren Geschützdonners nicht. Die Hurrahs der Angreifenden erschallen in die Schmerzensrufe der Verwundeten und Sterbenden, das Rasseln der Kanonen und Geschützwagen in den Marsch der Vordringenden, die Trommelwirbel, die Horn- und 10. Trompetensignale der Streiter zu Fuß und Roß in das unaufhörliche Knattern der Gewehre. Adjutanten fliegen hin und her! Verwundete kommen blutend oder werden von Anderen hinter die Angriffslinien gebracht! Tod und Schrecken, Angst, Freude, Muth und Verwirrung 15. auf allen Seiten, in allen pulvergeschwärzten Gesichtern der Streiter. Gewaltige Heeresmassen im An- und Ab- züge, furchtbare Artillerie mit ihren zahllosen Feuer- schlünden, Kugel- und Kartätschenladungen nach allen Seiten sendend. Da gibt's Blut! Schon werden die 20. Franzosen zurückgedrängt, aber ungeheure Heeresmassen eilen im Sturmschritte den bedrängten Punkten zu, und die französische Reiterei, von Wachau hervorstürzend, wirft endlich Alles vor sich nieder. Es ist Nachmittags 3 Uhr. Siegesboten, von Napoleon gesendet, fliegen 25. nach Leipzig, zu künden den Sieg, und in den Donner der Geschütze tönt das Siegesläuten der Glocken von Leipzig. Doch im Buche des Schicksals stand eine an- dere Losung! Den kühnen Streitern fehlte der Nachdruck, und Kosaken entrissen ihnen die mit unglaublicher Kühn- 30. heit gewonnene Beute an Geschütz! Vergeblich waren alle wiederholten Anstrengungen der Franzosen, die Schlacht war zum Stehen gekommen. Unterdessen hatte der Kampf auch auf der West- und Nordseite von Leipzig bei Lindenau und Möckern 35. getobt. Mehr als 50 Feuerschlünde sind bei dem letz- tern Dorfe aufgepflanzt und senden unaufhörlich Tod und Verderben in die Reihen der Preußen. Wiederholt wird das lange Dorf vergeblich gestürmt. Endlich wirft sich die preußische Reiterei auf die französischen Vierecke 40. und sprengt sie, alle Bataillone rücken ohne Befehl vor, französische Pulverwagen fliegen in die Luft und brin- gen Verwirrung in die Reihen, die von der andern
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